Athen – Ein Mikrokosmos mit Mikroklima zum Verlieben
Athen, inzwischen schon ein paar Kilometer von uns entfernt und auch aus unserem direkten Empfinden entschlichen, hinterlässt der Klang dieses Wortes bei Viktor und mir aber immer noch ein wohliges Gefühl, denn wir haben dort so viel tolles erlebt und für uns entdeckt – man könnte auch sagen, wir sind begeistert von dieser Stadt!
Und dann stellt sich mir die Frage, wo ich eigentlich anfangen soll zu erzählen… ich merke, ich muss erst noch einmal selbst in diese Stadt eintauchen und alles Revue passieren lassen.
Heute ist der 3. März 2015 und wir haben unseren ersten richtigen Pausentag seit unserer Abreise aus Athen, am 20. Februar (auch 2015 😉 ). Wo ich jetzt gerade sitze erzähle ich euch später, ein Highlight ist es auf jeden Fall!
Schon oft hatte ich gesagt, ich bräuchte einen Pausentag um alles aufzuschreiben, es entschwindet mir sonst, fliegt im Kopf zu weit weg, denn Neues kommt jeden Tag hinzu und legt sich oben drauf, wie eine weitere dicke Staubschicht – oder eher eine Erlebnisschicht – die alles Vergangene gnadenlos in den Hintergrund rückt und sich selbst sehr erfolgreich Platz schafft. Aber wollen kann man hier oft viel und wir wollten auch erst einmal wieder vorankommen und dieses Gefühl, das wir zuletzt in Athen spürten, diesen Drang nach dem Weiter, dem Weg (mit einem kurzen e gesprochen, nicht mit einem Langen!) mussten wir nachgehen und Kilometer machen (was ja auch schon lustig anmutet zu sagen, wir wollen Kilometer machen bei unseren 30 pro Tag ;-P ) – aber das Gefühl zählt!
Nun gut, ich versuche jetzt wahrhaftig zu beginnen, denn eigentlich drücke ich mich nur vor dem wirklichen Text… Ich merke, ich muss dafür sehr viel nachdenken, denn ich habe ja dort kein Tagebuch geschrieben und rudere nun gerade etwas hilflos in meiner Erinnerungswelt herum auf der Suche nach dem Anfang – und habe in meinem Büchlein etwas gefunden, dass mir hilft =-) denn doch, am Freitag, Eugens Flug- und Heimkehrtag sozusagen, habe ich etwas aufgeschrieben:
„Neuer Berg, Mount Softris, super zum Spazierengehen mit den Hundis“
Mount Softris war unterschlängelt, ich war mir nicht ganz sicher und das zu Recht… Aber im Laufe der Zeit habe ich den wahren Namen dieses Berges gelernt, Strefi heißt er 😉
Ja, zu diesem Berg sind wir seit dem fast immer zum Spazierengehen gegangen, er war mehr oder weniger gerade um die Ecke. (Und in meiner Vorstellung öffnet ihr jetzt alle ganz fleißig GoogleMaps, Athen und sucht diesen Berg, wie gelehrsame Schüler es tun würden, um herauszufinden wo genau wir eigentlich gewohnt haben! Note 1*!!!)
Dieses obligatorische Spazierengehen, das sind wir ja gar nicht mehr gewöhnt! Und das nimmt jeden Tag so viel Zeit in Anspruch – man muss ja auch extra wieder nach Hause dafür, das kann man ja nicht von unterwegs erledigen… und dazu noch in einer Großstadt!
Aber wir waren mutig und haben uns die Tatsache, dass in Griechenland viele Menschen Hunde besitzen und noch mehr frei herumstromern, zu Nutze gemacht: Wir haben die 3 einfach ohne Leine frei laufen lassen. Das hat viel Athener gefreut und viele nicht gestört (zumal Nova und Björn kein Halsband tragen und wir so tun konnten, als ob sie nicht zu uns gehören. Das hat aber nicht so gut geklappt, weil es auffällig für Straßenhunde ist, immer wieder freudig zu EINEM Menschen zurückzukehren oder gleich in der Nähe zu bleiben, auch ohne irgendwann vertrieben zu werden…) Aber alles in allem war es für uns viel entspannter, zumindest anfangs und meistens. Für die Hunde war es wohl eher anstrengender, da sie auf den Verkehr zu achten hatten.
Und ob ihr es glaubt oder nicht, Idas Unfall hatte ihr Gutes: Sie weiß, was ein Auto bedeutet – was man von Nova und Björn nicht gerade behaupten kann… die springen auf die Straße, bleiben dort stehen, laufen dann aber doch OFT weg, wenn so ein schnelleres Gefährt ankommt…
Die Autos fuhren hier normalerweise nicht sooo schnell und die Griechen bremsen nicht schon weit vorher, nur weil da ein Hund auf der Straße steht…
Wir dachten uns: „Wo sollten sie sonst lernen, dass von einem fahrenden Auto Gefahr ausgeht?“ Denn in Deutschland haben sie gelernt: Ein Auto bremst immer. Keine Gefahr. Das entspricht aber eben nicht der Realität. Wir haben gehofft, dass sie einmal so gaaanz sanft von einem Auto angefahren werden, damit sie´s checken. Wir haben oft geschwitzt und versucht wegzuschauen. Wir haben trotzdem aufgepasst und extra gerufen und ermahnt (sogar bei der Ida konnte ich nicht meine Klappe halten).
Die Ida konnte ihre (anfangs fast panische) Angst vor Autos in Athen abbauen und hat jetzt einen, meiner Ansicht nach, recht gesunden Umgang mit ihnen.
Bei Nova und Björn ist es schwer zu sagen, ob sie etwas gelernt haben, obwohl Nova sogar einmal angefahren wurde, als Viktor alleine draußen war. Ihm stockte das Herz, als Nova schon mit den Hinterläufen unter´s Auto geriet, da dieses gar nicht bremste… Sie konnte sich aber in allerletzter Sekunde losreißen und preschte unter dem Auto hervor, schnell auf den Gehweg zurück! Nach diesem Vorfall war sie zuerst ziemlich verängstigt und rannte vor den Autos weg, am nächsten Tag schien aber schon wieder alles vergessen zu sein! Vielleicht bräuchten sie doch auch die härtere Schule, um die Gefahr zu realisieren, aber das wollen wir natürlich auch nicht!…
Wir hatten einige tolle Gespräche mit anderen Hundebesitzer/innen und haben so einiges über die Lebensweise, die Mentalität und Ansichten anderer griechischer Großstadtkinder erfahren, wir sind in Athen den Menschen nahe gekommen, dass was wir wollten.
Viele kennen Deutschland, oder besser meistens Berlin und das hat durchweg allen sehr gut gefallen.
Die Menschen mögen an Deutschland das Organisierte, das Soziale, das Geordnete… Das sind alles Dinge, die hier oft vermisst werden, zumindest wie es uns erzählt wurde. Hier herrscht oft Korruption und Willkür bei Behörden und Ärzten, man muss z.B. mehrfach beweisen wer man ist, oder man bezahlt einen Arzt „extra“, damit man gut behandelt wird, oder wenigstens überhaupt behandelt wird.
Die Steuern sind hier richtig hoch, bei 23 % und das bei deutlich niedrigeren Löhnen als vor der Krise… manchmal weiß ich nicht, wie die Leute hier ihre Lebensmittel dauerhaft bezahlen…
Also zu dem vielen Geld, das hier angeblich ankommt – bei der Bevölkerung landet es nicht. Die Arbeitsbedingungen sind bedeutend härter als davor, man arbeitet mehr für oft 1/3 weniger Lohn, Überstunden werden nicht bezahlt, oft bis 12 Stunden am Tag, Gewerkschaften oder Arbeitsrechte gibt es nicht. Wenn man nicht will, wird man eben gekündigt, es gibt genug, die den Job machen werden, denn viele haben keine Arbeit mehr und das seit Jahren. Es ist wirklich krass, sich mit den Menschen hier zu unterhalten, sie setzen ihre Hoffnung in die neue Regierung, denn mit der alten kann/konnte man nicht mehr weiter (außer in den kompletten Ruin) und jetzt hofft man darauf, dass es irgendwie besser wird, denn klar ist für alle, so wie es bis jetzt gemacht wurde, geht es den Menschen immer schlechter. Und bei der Aussage „Deutschland“ kommt oft gleich „Merkel“. Merkel wird nicht gemocht, die Deutschen schon – also bitte lasst euch nicht von diesem Völkerhass anstecken, der in den Medien propagiert wird, er existiert nicht. —–Und Puh! Das ist ein schwieriges Thema!
Aber ursprünglich war ich noch bei unseren Hundis, denn mit denen hatten (und haben noch) wir Schwierigkeiten auf mikroskopischer Ebene.
Alles begann mit einem Kratzen. Bei einem Kratzen bei Björn. Und dummerweise wurde es immer mehr und öfter und ausgiebiger und er begann schon so ein bisschen Wund und Kahl zu werden an diesen Stellen. Tja, und auch bei Nova und Ida wurde dann immer mehr gekratzt.
Was blieb uns anderes übrig? Wir mussten es tun! Mit Parasiten ist nämlich nicht zu spaßen!
Ja, gleich auch an diesem ersten Freitag gingen wir zum Tierarzt. Abends, denn die Öffnungszeiten sind hier auch witzig (wahrscheinlich für die heißen Sommermonate, aber wir lernen es eben im Winter kennen und da ist´s eben witzig 😉 ) hier macht man mittags zu und öffnet erst wieder um 17 Uhr bis z.B. 20 Uhr. Also sind wir um 19 Uhr zum Tierarzt.
Die Praxis war sehr pompös eingerichtet. Massive Holzmöbel, die untere Hälfte der Wände mit einer Steinvertäfelung, große Gemälde… der Behandlungstisch war ein dunkelbrauner, massiver Holztisch mit einer Glasplatte darauf.
Wir kamen uns vor wie bei Freud höchstpersönlich – wir legen uns gleich auf die Couch, um unsere Probleme in angenehmer Atmosphäre zu erörtern… der Dunstkreis der Hypnose umschließt unser weiches Gehirn… Gefühlsstränge wabern…
„190 Euro“ – Wie eine Pfeilspitze durchdringt diese Aussage den angenehmen Dunst, das Gehirn ist wieder da und eine Schockreaktion durchläuft den Körper – wir sind eben doch noch Tiere – und die Maschine rattert… Ballast abwerfen, sofort, Notbremse ziehen! „Ok, die Vitaminpillen brauchen wir eher doch nicht!“ „Gut, 120 Euro“ ……das klingt schon besser und der Verkäufer hat seinen Heimvorteil zu Nutzen gewusst. „Ich habe euch schon einen guten Preis gemacht, normalerweise berechne ich 30 Euro pro Hund und ihr bekommt alle drei für 50.“ Dann die Auflistung der einzelnen Medikamente, da sie unseren ungläubigen Blick sieht… und zum Glück hat Viktor auch noch Bargeld dabei… Alles bar auf die Hand, das war´s.
Ein bisschen später sitzen wir in einer Bar, gefühlt am anderen Ende von Athen (man gewöhnt sich aber irgendwann an das viele Laufen 😉 ) und genießen die Gesellschaft unserer beider Gastgeber Konstantinos (Kostas) und Charlotte und ihrem Freund Jowan. Es wird Wein getrunken, Raki, gegessen und überall umschwebt einen der Dunst von Zigaretten…
Ektoparasiten heißt das kratzige Wort, dass hier in wärmeren Gefilden wohl viele Hunde befällt und wahrscheinlich von unserem geretteten Hund eingeschleppt wurde, denn Björn saß ja bei ihm im Anhänger.
Einige Tage später kratzen sich immer noch alle – und wir bekommen Panik, denn nach unserem Gefühl hätte es schon längst aufhören müssen, recherchieren und stellen fest, dass alle Anzeichen für Sarcoptes Milben sprechen. Wir erzählen Kostas von unserem Problem und wie immer kennt er da jemanden… (daran erkennt man „Eingefleischte“ 😉 ) Ein Telefonat mit dieser Tierärztin später, wissen wir, dass wir bei ihr weniger bezahlt hätten und wir den Namen der Tropfen brauchen, die sie unseren dreien gegeben hat.
Ach ja, das Ende vom Lied: Nochmals 30 Euro weniger im Geldbeutel, dafür 3 weitere Ampullen, in einem Monat nochmals drauf zu tropfen…
Wir sind fasziniert von der Stimmung in dieser Bar. Holztische mit Holzstühlen, auf jedem Tisch Getränke und Essen, fast alle rauchen, der Nebel steht. Irgendwann sind zwei Musiker da, ein Trommler und ein Klarinettist und machen Mucke, Standartlieder und Klarinetten können sehr anstrengend sein, aber er kann spielen! Der Trommler dreht immer mal wieder seine Trommel um und man wirft Geld hinein… nach ein paar Songs ziehen sie weiter. Neben uns packen die nächsten ihre Instrumente aus, aber nicht zum Geldverdienen, sondern zum Jammen und bald ertönen die Klänge einer Gitarre, eines Basses und einer Stimme – die Atmosphäre wird noch gemütlicher, vertrauter, uriger und wir unterhalten uns mal auf Englisch mal auf Deutsch, denn Charlotte kommt aus dem Elsass und spricht hervorragend Deutsch, so dass es für uns sprachlich in dieser Zeit immer wieder die Möglichkeit gibt, dem Englisch zu entfliehen und sich sprachlich zu entspannen.
Wie geht für uns der Abend weiter? Nein, wir sind noch nicht ins Bettchen, wir sind auf eine Swing-Party! Denn Kostas hat irgendwann einmal ein paar Swing Stunden gehabt und ist diesem Tanz mit seinem eigenen Stil verfallen und auch seine Freundin swingt… Es war total witzig und ein bisschen haben wir uns auch am Swing versucht Basic Steps und jeder mal mit Kostas 😉 Impro… hatten tolle Gespräche und da es eine Tanzschule war, gab es immer mal wieder so einen Break, bei dem sich plötzlich alle (Schüler) in einer Reihe bzw. gegenüber aufgestellt haben und einen SpecialDance nenne ich es mal, getanzt haben… supercool anzusehen!
Wer Bock hat auf Tanzen, lernt swingen!!!
Irgendwann wurde es Zeit die Zelte abzubrechen und wir haben uns auf den Heimweg gemacht…
Aber damit war der Abend doch noch nicht ganz vorbei… ein Restaurant mit Live Musik lief uns noch über den Weg und dort verweilten wir noch für die letzten Songs… Viele konnten mitsingen, die Band war bekannt, kombinierten griechischen Folk mit Blues, irgendso ähnlich hießen sie auch, aber das bekomme ich nicht mehr zusammen… Mensch Leute! Wir waren hin und weg von diesen Atmosphären in den Bars! Wie die Menschen dort zusammenkommen, mitsingen, evtl. Tanzen oder was auch immer interaktives… Das kannten wir so nicht aus Deutschland… da wird man vielleicht noch schräg angeschaut, wenn man mitsingt… Wir waren tief berührt!
Aber danach sind wir wirklich heim… ganz schön müde und voll mit Gefühl…
Auch in den nächsten Tagen haben wir weiterhin sehr viel erlebt. Wir haben die Stadt erkundet oder besser unser Viertel und ich sage euch gleich vorweg: Wir haben es tatsächlich nicht geschafft „normaler Tourist“ zu sein und uns z.B. die Akropolis anzuschauen… die haben wir jeden Abend von unserm Hundehügel aus gesehen, hell erleuchtet und sehr schick 😉
Wir waren Feiern, oder haben es versucht, haben zu Hause gekocht, haben uns sehr viel unterhalten mit den verschiedensten Menschen – und das meistens eine Stunde lang… – da fragt man sich manchmal wo der Tag den eigentlich hin ist… suchten Straßen, Orte, Schlüssel, Märkte, Geschäfte und streunerten einfach nur so um die Stadt in allen ihren Facetten in uns aufzunehmen, mit all ihren Farben und natürlich Graffitis… denn ich glaube fast jede Wand ist besprayt, mit geilen Bildern und Motiven…
Auch der Markt ist beeindruckend… teilweise sehr günstig kann man hier Obst und Gemüse, Oliven, Feta etc. einkaufen und natürlich auch Fisch und Fleisch. Für Fleisch läuft man durch eine geflieste Passage, 20 m lang und rechts und links Reihen sich die Metzger in ihren weißen, mit Blut und Tierresten befleckten Kitteln, manche mit blauen Einmalhandschuhen, andere ohne. Sie Reihen sich neben dir auf, stehend und redend, schneidend, hämmernd, lachend und anpreisend, zusammen mit all ihren toten Waren, den Lämmern und Schweinen, Kühen und Ziegen und Hühnern und noch viel mehr, die hängend überall drum herum im Ganzen, in Teilen, in Stücken, gehäutet und filetiert, an großen Haken oder liegend, sind. Es ist ein Gang des Todes, hinter den Waren oft Glastüren in die „Hinterzimmer“, da ist wohl noch mehr.
Wir wollten es mal sehen, dachten, so einen Fleischmarkt muss man mal gesehen haben und hofften auch, ein paar Knochen für die Hunde zu bekommen. Das haben wir auch. Erst durch Fragen, das war kompliziert und dann durch 3 oder 4 blaue Säcke, die irgendwo am Rand standen, voll mit Resten/Knochen in der Viktor dann wühlte und eine Frau, die dort auch suchte, ihn bald als Konkurrenten ansah und noch schneller suchte.
Das war hart und das war´s dann auch, ich wollte weg. Wir konnten zurück, oder nach links abbiegen durch den nächsten Fleischgang…
Draußen an der frischen Luft unter freiem Himmel ging es dann bald wieder, aber es gab ja noch den Fischteil, den wir uns entschieden auch noch anzuschauen… Danach ging bei mir gar nichts mehr, das war zu viel, ich rannte regelrecht in den Gemüseteil, einfach nur wegwegweg und auch Viktor war fertig…
Charlotte sagte uns, sie sei hier zum „Fast-Vegetarier“ geworden, denn vor allem im Sommer ist der Geruch dann zusätzlich abschreckend…
K unstvoll, A ufregend, R eichhaltig, N ähe, E rlebnisreich, V ielfältig, A usdauernd, L ebendig….
Na, wo waren wir??
KARNEVAL – zufällig entdeckt, auf dem Rückweg vom Bazaar, sprich Flohmarkt 😉
Verkleidete Menschen (klar) und Umzüge… einzelne Gruppen, mit allen Arten von Trommeln ziehen den ganzen Tag auf verschiedenen Wegen durch Athen (oder nur einen Teil) und machen Musik, man trifft sich abends zu einem großen Showdown auf einem Platz und da legen alle nochmal los und zeigen was sie können! Man kann mitlaufen, mitklatschen, singen, tanzen, trinken… an diesem Tag gab es vor jeder Kneipe/Bar/Restaurant in diesem Gebiet umsonst Wein und Gebäck (wahrscheinlich, damit man nicht sofort umfällt 😉 )
Keine politische Meinungsäußerung, eigentlich auch keine Hexen oder Dämonen, alles sollte Spaß machen, wild und laut sein.
Wir waren zuerst mit unseren Fahrrädern dort, denn wir kamen ja vom Bazaar, entdeckten ein paar Menschen und entschieden, ihnen zu folgen – und da war er, der versprochene Karneval, der Umzug… und mittendrin entdeckten wir… Kostas! Was meint ihr, gibt es Zufälle?
Er war voll dabei und als Fahrradsportler verkleidet ;-), ganz nach unserem Geschmack… Wir haben noch ein bisschen mitgemacht und uns dann entschieden schnell nach Hause zu düsen, die Fahrräder abzustellen und uns auch zu verkleiden… und wie? Na klar! Als Radfahrer…
Wen haben wir getroffen als wir wieder dort ankamen? Zwischen all den Menschen? …Kostas…
Wir haben den ganzen restlichen Tag und Abend dort gefeiert, auch einmal mit musiziert und haben noch jemanden getroffen… Unseren „Warmshowerer“ aus Astros, Georgis… da waren wir perplex…zwischen tausenden Menschen 3 mal jemanden zu treffen, den WIR kennen (wohlgemerkt in Athen, nicht in Stendal!) das war total irre für uns, total irre, total – gut zugegeben, wir hatten auch schon was getrunken…aber trotzdem, total…
Mit ihm und seinen Freunden sind wir später noch in eine Bar… ganz ehrlich, als Radreisender hat man immer jemanden und etwas zum quatschen und das über Stunden… und wir hatten dort auch unseren gewünschten Drum´n´Bass Abend, danke an den DJ! Und danke an den Barmann, der Viktor seine Radflasche, die wir natürlich als praktisches Verkleidungsaccessoire dabei hatten, immer wieder einfach so mit Wein füllte, wenn er sie hin hielt…
An diesem Abend habe ich irgendwo den Schlüssel verloren, den wir in der Bar erst panisch (mehr ich war panisch, aber wie scheiße (Entschuldigung, ist aber echt so!) ist es denn, einen fremden Schlüssel zu verlieren!) suchten, aber der wenigstens und Gott sei Dank dafür gesorgt hat, dass Viktor und ich zusammen heim sind, denn er wollte zuerst noch bleiben und weitertanzen…
Wir haben uns für den Nachhauseweg ein Taxi gegönnt – wir hätten sonst ewig gesucht – und mussten den armen Kostas um 3 oder später aus dem Bett klingeln…
Die Schlüsselsuche blieb erfolglos (genauso die Suche nach der Bar vom Vorabend), aber Kostas und Charlotte nahmen das ganz gelassen hin, zum Glück, denn ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen…
Und wie kann es anders sein, Kostas kannte da mal wieder jemanden, der Schlüssel nachmacht und als wir unser Paket abgeholt haben, sind wir gleich noch dort vorbei… Alles easy in Athen…
Ich könnte euch jetzt wohl noch viel mehr erzählen… von Osman (er verzeihe meine falsche Schreibweise, oder mein schlechtes Namensgedächtnis), einem syrischen Flüchtling palästinensischer Herkunft, der sich bald auf den Weg nach Norwegen machen wollte – zu Fuß! – um dort Asyl zu beantragen, oder von Roger und Gina, den Nachbarn, die eine „Maskenmanufaktur“ im Wohnzimmer und einen Miniprobenraum in der Wohnung haben.
Von Gesprächen in Musikgeschäften, von Athina und Gabriel und Auszügen und Klosterbesuchen, Ausblicken über die Stadt, Kaffee trinken, Falaffel essen.
Der Mentalität des Alkohols in Griechenland, Pferdeideen durch ehemalige Couchsurfer, „Ich muss mal kurz die Tür zumachen und könnt ihr kurz leise sein, ich muss was aufnehmen!“ = Charlotte im Schrank B-)
Dem generellen „Da müsst ihr unbedingt hin!“, schönen Frauen bei Drum´n´Bass Parties, Exzelchia (so heißt der Platz, man spricht ihn so – Schreiben wird man ihn wohl anders!), Einkäufen auf dem Markt, vom Bazaar, Abendessen kochen und essen.
Von kleinen Mülleimern: „Kein Toilettenpapier in das Klo!“ , von Schnee, Daunenjacke und Mütze (in der Wohnung), tropfenden Wänden und dem dann kommenden Hausbesitzer (der uns einen langen Spaziergang auf Mont Lyccabettus bescherte).
Von Charlotte und Kostas, einem Loch in der Decke und einem leeren Zimmer… aber das würde meine jetzige Kapazität sprengen und ich hoffe, ihr konntet trotzdem einen kleinen Einblick in unser Erleben dort bekommen und genießen…
Letzte Worte:
Meine letzten Worte hier gelten Charlotte und Kostas, denen wir sehr dankbar für die gastfreundliche Aufnahme zuerst dreier, dann zweier Reisender und drei Hunde sind! Wir haben die Zeit in Athen mit euch sehr genossen und es war toll, wie ein Mitglied der WG behandelt zu werden und immer wieder neue Menschen und auch neue Sichten auf Griechenland kennenzulernen. Deine vielen Tipps und Erklärungen über alles was Athen betrifft („Sind Griechen eigentlich jemals betrunken?“), lieber Kostas, und auch dein Wille so viel mit uns zu unternehmen waren für uns sehr schön und wir konnten Athen durch dich auf eine sehr lebendige Art und Weise, die „Mittendrin“-Art erleben… etwas, das man als „normaler Tourist“ so nicht schafft.
Die herzliche Art von euch beiden war toll und wir wünschen euch beiden das Beste für die Zukunft!
Wenn ihr mal Lust habt, nach Deutschland zu kommen, seid ihr herzlich eingeladen (wir leben wahrscheinlich aber eher in einem Kaff und keiner Großstadt 😉 )!
Hallo Ihr lieben Reisenden,
wir lesen mit großem Interesse, wehmütigem Neid und vielen in Erinnerung hochkommenden Bildern aus unserer Afrikareise Euren Reisebericht. Klasse, von Euch zu hören und dass Eure Tour weitergeht. Komme gerade von der blockupy-Demo hier in Frankfurt, Griechenland war auch ein großes Thema, solidarische Grüße an die südlichen Nachbarn!
Wünschen Euch und den Hunden eine weitere gute Reise, berichtet weiterhin so lebhaft und bunt, wir freuen uns!